Darüber hinaus werden in Sachsen-Anhalt öffentliche Gelder von Land sowie Bund, der EU und der Deutschen Forschungsgesellschaft eingesetzt, um die Entwicklung von alternativen Methoden zur Verminderung oder den Verzicht von Tierversuchen nach den 3R-Prinzipien Replace, Reduce, Refine zu fördern. Dafür wurden in Sachsen-Anhalt allein in den Jahren 2020 bis 2024 rund 2,4 Millionen Euro aufgewendet, etwa die Hälfte davon aus Landesmitteln.
Dorothea Frederking, tierschutzpolitische Sprecherin der grünen Landtagsfraktion, meint dazu:
„Ich begrüße, dass Jahr für Jahr mehr Mittel für die 3R-Forschung eingesetzt werden. Doch leider ist nicht ersichtlich, wie sich diese aufteilen und ob auch die Forschung an tierfreien Methoden mit der Replace-Strategie zugenommen hat. Eine gezielte und strategische Umschichtung der Gelder von tierbasierten hin zu tierfreien Methoden bleibt so schwierig. Nachvollziehbarkeit ist der Schlüssel, um Alternativen zu Tierversuchen gezielt zu stärken. Nur wer weiß, wohin das Geld fließt, kann steuern und Prioritäten setzen. Wir fordern deshalb, dass die Hochschulen und Forschungseinrichtungen detailliert und einheitlich erfassen, in welche der drei Säulen der 3R-Forschung die Gelder fließen.“
Insgesamt wurden und werden ab dem Jahr 2020 in 91 Forschungsvorhaben in Sachsen-Anhalt mindestens 47.279 Tiere eingesetzt – größtenteils Mäuse. Etwa 8 % der Tiere wurden dabei schweren Belastungen ausgesetzt, fast 12% starben. Die Tiere werden also starken Schmerzen ausgesetzt oder leiden an chronischen Erkrankungen. Frederking erklärt: „Tierversuche verursachen massives Tierleid. Ziel muss es nun sein, die Förderpolitik konsequent auf eine innovative, tierversuchsfreie Zukunft ohne Tierleid auszurichten. Die transparente Erfassung des Mitteleinsatzes bei der 3R-Forschung und den Tierversuchen ist dazu eine notwendige Voraussetzung.“
Hintergrund:
Die Forschung und Entwicklung von Strategien beziehungsweise Entwicklung von Strategien nach dem 3R-Prinzip zielen darauf, Tierversuche zu reduzieren oder gänzlich überflüssig zu machen, um somit Tierleid zu vermindern. Die 3 „R“ stehen für: 1. Replace – das heißt das Ersetzen von Tierversuchen durch die Entwicklung von Alternativmethoden – zum Beispiel Computersimulationen, Zellkulturen, mathematische Modelle oder das Zusammentragen von auf Tierversuchen beruhenden Literaturdaten. 2. Reduce – das heißt die Reduzierung der Versuchstiere. 3. Refine – damit ist gemeint, die Versuche so zu verbessern, dass durch Optimierung der Versuchsmethoden und der Haltungsbedingungen die Tiere weniger belastet werden. Selbst bei den Strategien von „Reduce“ und „Refine“ kommt es immer noch zu Tierversuchen. Ziel sollte es sein, Tierversuche auf ein Minimum zu senken und die tierfreie Forschung zu fördern.