28.02.2018

eSports: Kampf um Anerkennung

„Ach immer diese Ballerspiele!“ Diese Aussage fällt leider noch viel zu oft in Verbindung mit dem Thema eSport. Dass Computerspiele jedoch auch alles andere als einen überflüssigen Zeitvertreib darstellen können, wurde mit verschiedenen Akteuren und Sportfunktionären in unserem Fachgespräch „eSports -Freizeitspaß für Nerds oder tatsächlicher Sport?“ deutlich.

Sebastian Striegel, sportpolitischer Sprecher der Landtagsfraktion, leitete die Debatte über Potenziale und Herausforderungen dieses Sportphänomens und bislang bestehende Hürden. Schon zu Beginn wurde klar: Digitalisierung und Strukturwandel machen auch vor dem Sport keinen Halt. Jan Holze, erster Vorsitzende der deutschen Sportjugend (DOSB) ist sich sicher: „Die Entwicklung von eSports ist nicht aufzuhalten“. Vor 100 Jahren sei man gegenüber dem Fußball skeptisch gewesen, heute ist er aus der Sportlandschaft nicht mehr wegzudenken.

Dabei sprechen die Zahlen für sich: Über 40 Länder haben eSport bereits als Sportart anerkannt. In Südkorea gehört eSport zur Kultur und ist ein Teil der Gesellschaft geworden. In Norwegen wird das Thema sogar als Schulfach behandelt. Mit 70 Millionen Teilnehmerinnen und Teilnehmern ist eSport inzwischen zu einem Massenphänomen geworden.

Das Ziel, eSport künftig als eigene Sportart mit Vereins- und Verbandsrecht anerkennen zu lassen, birgt laut Holze jedoch noch einige Herausforderungen. Neben der Wahrung ethischer Werte und der Frage nach einer selbstbestimmten, sportlichen Bewegung, werden vor allem die fehlenden Vereins- und Verbandsstrukturen kritisiert.

Sebastian Striegel im Gespräch beim eSport-Event der Grünen Landtagsfraktion. Foto: Eigene Aufnahme

Allerdings sind diese Strukturen schwierig zu etablieren, beklagten sowohl der eSport-Bund Deutschland (ESBD) und der Magdeburg eSport e.V. Denn bislang wird der elektronische Sport im Steuerrecht nicht als gemeinnützig anerkannt, was eine Aufnahme im Landesverband und damit auch die finanzielle Förderung verhindert.

Für Fabian Sieber vom LandesSportBund Sachsen-Anhalt kommt der Aspekt des wirtschaftlichen Einflusses dieser profitgetragenen Computerspielbranche dazu. Selbst wenn der DOSB einer Anerkennung von eSport offen gegenübersteht, würden momentan noch unerfüllte Kriterien existieren, für die es eine Lösung zu finden gelte. Gewaltverherrlichung, sexuelle Diskriminierung, Doping als auch Manipulation seien, wie in jedem anderen Sport auch, unvermeidbare ethische Aspekte, denen es sich zu stellen gilt, sagt Sieber. Unter diesen Umständen sei auch die Entwicklung einer olympischen Perspektive vorerst nicht realisierbar. Auch Martin Müller, Vorsitzender und Gründungsmitglied des Magdeburg e-Sports e.V., legt besonderen Wert auf den verantwortungsbewussten sowie respektvollen Umgang und erklärt, dass nur durch Vereine eine Einflussnahme möglich sei.

Rund 35 Prozent der 16 bis 24 -Jährigen können sich eine Teilnahme an Vereinen in der eSports-Landschaft vorstellen, so Hans Jagnow, Präsident des ESBD. „Dieses Potenzial muss genutzt werden“, appelliert er.

Diskussionspodium mit Sebastian Striegel bei eSport-Event der Grünen Landtagsfraktion.  Foto: Eigene Aufnahme

Die fehlende offizielle Anerkennung hindert aber nicht, dass Computerspielen als Sport in Vereinen, wie dem Magdeburg eSports e.V. oder Leipzig eSports e.V., ausgeübt wird. In seinem Vortrag machte Martin Müller deutlich, dass der Trend von eSports längst in Sachsen-Anhalt angekommen ist. Mit 180 Mitgliedern zählt der Magdeburger eSports-Verein zu den mitgliederstärksten Gaming-Organisationen in Deutschland und kennzeichnet sich durch die gleichen Vereinsstrukturen wie auch traditionelle Sportorganisationen. Neben regelmäßigen Trainingseinheiten und Wettkämpfen, zählen ebenso Public Viewings, Ausflüge, Ausbildung und Rekrutierung von Trainerinnen und Trainern zu den zentralen Aktivitäten des Vereins.

Sebastian Striegel hat einen Controller in der Hand und spielt ein Videospiel. Foto: Eigene Aufnahme

„Wir sind mitten im Entwicklungsprozess des eSports“, resümierte Sebastian Striegel und kündigte weitere Veranstaltungen an, um dieses Thema zu vertiefen.